FAQ

So, du willst also Chemie studieren? Oder du bist dir noch nicht sicher? Oder du hast noch keine Ahnung? Dann ist dieser Text für dich!

Normalerweise vermitteln wir als Fachschaft diese Informationen den Erstsemestern in der Orientierungsphase, doch einigen Studenten hätte es vielleicht gut getan, vorher über ihren Studienwunsch nachzudenken. Und da sich die wenigsten im Vorfeld persönlich bei uns über den Studiengang informieren, haben wir uns entschlossen, diesen Text zu schreiben.

Quintessenz des ganzen ist: Die Entscheidung, ob und wie du Chemie studieren möchtest, kann dir niemand abnehmen. Aber wir können versuchen, dir durch Informationen aus erster Hand dabei zu helfen. Bedenke hierbei aber bitte, dass die hier dargestellten Informationen und Ratschläge zwar über Jahre immer wieder empirisch bewiesen wurden, dabei aber immer noch subjektiv sind und daher keinen Anspruch auf Korrektheit oder Vollständigkeit haben.

Wie lange ist die Regelstudienzeit ?

Die Regelstudienzeit beträgt für den Bachelor 6 Semester und für den Master 4 Semester zumindest hier in Paderborn. Was aber viel wichtiger ist, ist die Tatsache, dass diese Regelstudienzeit von den Studenten in der Regel auch eingehalten wird. Bei vielen anderen Studiengängen ist es nicht üblich, die Regelstudienzeit einzuhalten und es ist normal, ein oder zwei Semester länger zu studieren. In der Chemie jedoch, wird schon eher Wert darauf gelegt, dass man zügig durch sein Studium kommt. Nichtsdestotrotz gibt es aber auch genug Studenten, die aus diversen Gründen länger studieren. Und das ist auch in Ordnung.

Das Chemiestudium ist ein Vollzeitstudium.

Aber was bedeutet das, Vollzeitstudium? Nun, rein rechnerisch hat das Chemiestudium eine Wochenarbeitsbelastung, die einem Vollzeitjob gleichkommt. Exakt sind es 37,5 Wochenstunden. Dieser Wert ist aber, wie gesagt, rein rechnerisch. Die tatsächliche Belastung schwankt in der Regel um diesen Wert herum, es gibt also Wochen, in denen ist die Belastung wesentlich geringer, sie kann aber auch wesentlich höher sein. Oft hängt die tatsächliche Belastung nicht von der Veranstaltungsbelastung ab, sondern davon, wieviel man selbst für sein Studium tun muss und möchte. Ein großer Teil der rechnerischen Wochenbelastung besteht nämlich aus sog. „Nachbearbeitung“. Das ist also Arbeit, die niemand kontrolliert, die sich nur nachher in den Klausuren zeigt. Wieviel Zeit und Arbeit du also in dein Studium steckst oder stecken musst liegt also auch an dir, deiner Arbeitsmoral und deiner Intelligenz. Davon hängt dann auch ab, ob du dein Studium in Regelstudienzeit schaffst oder ob du noch nebenbei Arbeiten kannst.

Das Chemiestudium ist ein Präsenzstudium.

Wichtiger Punkt! Denn Präsenz ist im Studium nicht unbedingt üblich, in der Chemie aber oft der Schlüssel zum Erfolg. Direkt vorneweg: In Paderborner Chemievorlesungen gibt es keine Anwesenheitspflicht. Jedem ist freigestellt, ob er zur Vorlesung kommt oder ob er lieber allein zu Hause lernt. Für die Prüfungsleistung ist Anwesenheit bei der Veranstaltung keine Grundvoraussetzung. Nichtsdestotrotz zahlt es sich in jedem Falle aus, die Veranstaltungen zu besuchen und auch die Übung und Vorbereitung in der Lerngruppe in der Uni zu absolvieren. Auch wenn du dich eher als Einzelkämpfer siehst: Die meisten Chemiestudenten werden durch ihre Gruppe durch ihr Studium bugsiert. Die Gruppe hilft weiter bei Durststecken, Schwierigkeiten und Problemen, und auf die ist bisher noch jeder Student gestoßen

Das Chemiestudium ist praxislastig.

Auch dieser Punkt trägt zur hohen Präsenzzeit während des Studiums bei. Rein rechnerisch verbringen Chemiestudenten ein Drittel ihrer Studienzeit im Praktikum. Hierbei werden üblicherweise Versuche aus Vorschriften im Praktikumslabor der Universität durchgeführt und protokolliert. Ein Betriebspraktikum, wie man es eventuell aus der Schule kennt, ist während des Studiums nicht vorgesehen. Die Laborpraktika finden entweder Vorlesungsbegleitend oder während der vorlesungsfreien Zeit statt. Während der Praktikumsphasen steigt die Wochenstundenbelastung üblicherweise stark an, da die Praktika in der Regel sehr zeitaufwändig sind. Auch wenn die Praktika meist anstrengend und sogar frustrierend sein können, so sind sie doch ein essenzieller und wichtiger Bestandteil des Studiums, der es auch von anderen Studiengängen abhebt. Wer also mit praktischer Arbeit nichts anfangen kann, sollte sich eventuell noch einmal fragen, ob ein Chemiestudium das richtige für ihn ist.

Ein Chemiestudent sollte auch Mathe und Physik können.

Warum Mathe und Physik? Ich möchte doch Chemie studieren? Das ist schon richtig, doch ein Chemiker, der der Mathematik und der Physik nichts abgewinnen kann, wird es im Studium ziemlich schwer haben. Viele Theorien und Konzepte der Chemie haben ihren Ursprung in der Physik oder bedienen sich mathematischer Modelle, daher sollte man diesen Fächern nicht unbedingt abgeneigt sein. Die Physik und Mathematik, die ein Chemiker lernt und können sollte, ist aber sehr anwendungsbezogen und daher eher weniger mit „echter“ Hochschulmathematik oder -physik zu vergleichen. In den ersten paar Semestern ist der Physik- und Matheanteil im Studium unverhältnismäßig hoch, später nimmt dann der Chemieanteil zu, aber ganz los wird man die beiden wissenschaftlichen Schwestern der Chemie nicht.

Die Weisheit des Tages

Neben den offiziellen Fakten, die in der Prüfungsordnung stehen, gibt es aber auch weitere, eher informelle, Informationen, die dir vielleicht bei deiner Entscheidungsfindung weiterhelfen können.

Chemie studiert man aus Interesse.

…zumindest hilft es arg! Wie hoffentlich schon im vorangegangenen Abschnitt deutlich geworden ist, ist Chemie studieren nicht einfach. Natürlich bleibt zu diskutieren, ob ein Studium überhaupt einfach ist, aber gerade das Chemiestudium verlangt durch seine Besonderheiten ein ganz besonderes Engagement von seinen Studenten. Und dieses Engagement ist leichter aufzubringen, wenn man persönlich am Fach interessiert ist. In anderen Fächern ist es üblich, dass Studenten diese studieren, ohne großartig Interesse am Fach zu haben. Gründe hierfür können Karriere- oder Jobwünsche sein, die eben nur mit einem abgeschlossenen Studium zu realisieren sind. Mit solch einer Motivation ist das Chemiestudium schwer zu bewältigen.

Der Chemie-Bachelor ist nicht berufsqualifizierend.

… und der Master ist auch nicht viel besser. Vielmehr wird von einem akademischen Chemiker in der Regel eine abgeschlossene Promotion vorausgesetzt. Es ist möglich, auch nach dem Master und in ganz vereinzelten Einzelfällen auch nach dem Bachelor die Uni zu verlassen und in den Beruf zu wechseln, aber so ist es eigentlich nicht gedacht. Das ganze Potential des Chemiestudiums lässt sich am besten ausschöpfen, wenn sich eine Promotion an einen abgeschlossenen Master anschließt. Dies ist ein weiterer Grund, warum Chemie ein Interessenstudium ist. Ein schneller, dafür aber erfolgreicher Abschluss ist quasi unmöglich.

Chemie ist „hart, aber herzlich“.

Wenn du die vorangegangenen Fakten und Weisheiten ausführlich gelesen hast, ist dir, selbst wenn du hoch motiviert warst, eventuell bereits die Lust an einem Chemiestudium vergangen. Plackerei und kein Ende in Sicht? Ist es das, was das Chemiestudium ausmacht? Zum Teil stimmt das natürlich, das Studium ist hart. Aber ein Studium ist generell hart, ob gerade das Chemiestudium härter als andere Studiengänge ist, können wir nicht sagen. Unserer Erfahrung nach ist ein Chemiestudium aber herzlicher als viele andere Studiengänge. Die Chemie in Paderborn ist sehr familiär, und das färbt natürlich auch auf das Studium ab. Weiterhin kommt man, gerade in den Praktika, gar nicht drum herum, mit anderen Studenten und Mitarbeitern zusammenzuarbeiten und Kontakte zu knüpfen. Und da alle Chemiker irgendwie doch im selben Boot sitzen, kommt man generell ziemlich gut miteinander aus. Gerade diese herzlichen Details machen das Studium, trotz der hohen Belastung, auf jeden Fall studierenswert.


Und nun das echte FAQ

Q: Ich wollte eigentlich Chemie studieren, aber da mir das normale Chemiestudium zu anstrengend/zu komplex/zu aufwändig/zu speziell ist, habe ich mir als Alternative überlegt, Chemie auf Lehramt zu studieren. Ist das eine gute Idee?

A: Wenn du Chemie auf Lehramt studierst, wirst du nachher Chemielehrer werden. Frag dich also nochmal konkret, ob du Chemiker (Fachkraft) oder Chemielehrer (Pädagoge) sein möchtest. Das Lehramtsstudium ist kein „Chemiestudium light“, sondern hat einen komplett anderen Anspruch. Falls du kein Lehrer sein möchtest, dir ein Chemiestudium aber doch zu schwer ist, könntest du ja vielleicht über eine Ausbildung zum Chemielaborant nachdenken. Das ist auch ein spannender Beruf und tausendmal näher an der Chemie als der Chemielehrer.

Q: Ich wollte eigentlich Biochemie/Pharmazie/Medizin/irgendwas anderes studieren, hab da aber keinen Platz bekommen. Da Chemie keine Zulassungsbeschränkung hat, habe ich mir überlegt, jetzt ein oder zwei Semester Chemie zu studieren und dann in mein Wunschstudium zu wechseln. Die Leistungen aus dem Chemiestudium kann ich mir dann ja anrechnen lassen. Ist doch eine gute Idee, oder?

A: Nein.

Q: Wieso nicht?

A: Lass es mich nochmal formulieren: Chemie ist ein Interessensstudium. Du wirst es sehr schwer haben, wenn du eigentlich etwas ganz anderes studieren wolltest. Und ja, selbst Biochemie ist etwas ganz anderes, auch wenn es das Wort „Chemie“ enthält. Die Schnittmenge der Veranstaltungen liegt üblicherweise bei unter 5%. In den wenigsten Fällen kannst du dir Prüfungsleistungen aus dem Chemiestudium in anderen Studiengängen anrechnen lassen. Das heißt, falls du überhaupt Prüfungsleistungen absolvieren solltest. Wenn man noch ein anderes Studium „im Ärmel“ hat, siegt vor der Prüfungsphase dann doch viel zu oft der innere Schweinehund und die Studenten schreiben die Prüfungen nicht mit. Es geht um nichts, das „richtige“ Studium kommt ja noch. Somit hast du dann mit deinem Studium nur Zeit und Geld verschenkt. Und zwar nicht nur deine eigene Zeit und dein eigenes Geld, sondern auch Zeit der Dozenten und Assistenten und Geld der Uni. Diese Ressourcen fehlen dann bei den motivierten Studenten. Falls du Bafög beziehst, kommt es noch besser, dort darf man nämlich nur einmal den Studiengang wechseln. Und falls nach dem Pseudostudium Chemie dann dein Wunschstudium doch nichts für dich ist, hast du keine Chance mehr, bei einem erneuten Wechsel noch Förderung zu erhalten. Eine Lose-Lose-Situation. Und denke ja nicht, dass du während des Studiums noch einen spontanen Sinneswandel erfährst und Chemie auf einmal „total toll“ findest und weiterstudierst. Die Motivation nimmt im Verlauf des Studiums für gewöhnlich ab.
Eine Alternative zur Überbrückung der Zeit, bis du einen Platz in deinem Wunschstudiengang bekommst, könnte beispielsweise ein Freiwilliges Soziales Jahr oder ein Bundesfreiwilligendienst sein. Gerade für angehende Medizinstudenten ist diese Alternative in jedem Falle (!) sinnvoller als ein anderes Studium zu beginnen. Aber auch als nicht-Mediziner hat man so die Möglichkeit, nochmal andere Dinge auszuprobieren, bevor man sich voll ins Studium stürzt.

Q: Ich habe im Wintersemester (hier Studiengang einfügen) begonnen und habe gemerkt, dass das überhaupt nichts für mich ist. Daher habe ich beschlossen, zum Sommersemester in den Studiengang Chemie zu wechseln. Geht das?

A: Ja.

Q: Ist das sinnvoll?

A: An dieser Stelle scheiden sich die Geister. Möglich ist es und es gibt auch Studenten, die vom Sommersemesterbeginn profitiert haben. Fakt ist aber, dass ein Studienbeginn im Sommersemester mit keinem Wort in der Prüfungsordnung erwähnt ist. Dies hat zur Folge, dass es für Sommersemester keinen offiziellen Studienverlaufsplan gibt. Der Studienverlauf gestaltet sich also eher unchronologisch und holprig. Es gibt Studenten, die damit gut umgehen können, für die Mehrheit ist aber ein ordentlicher Beginn im Wintersemester sinnvoller. Viele Sommersemesterbeginner bekommen das in ihrem ersten Semester zu spüren, schreiben das Sommersemester ab und beginnen im Wintersemester nochmal von vorne. Natürlich kann dir niemand ausreden, im Sommersemester dein Studium zu beginnen, aber falls du eine Möglichkeit hast, das halbe Jahr irgendwie anders zu überbrücken (z.B.: Arbeiten, Ehrenamt, Praktikum, o.ä.), dann solltest du das auf jeden Fall in Erwägung ziehen.

Immer noch Fragen? Immer her damit!

Weiter Info-Angebote

Gesellschaft Deutscher Chemiker

Allgemeine Informationen zum Chemiestudium (nicht Universitätsspezifisch) und zu den Karrieremöglichkeiten bietet die Homepage der Gesellschaft Deutscher Chemiker.

Chemie-Departments an den Universitäten

Universitätsspezifische Details (wie z.B. Schwerpunkte oder Spezialisierungsmöglichkeiten) können üblicherweise auf den entsprechenden Homepages eingesehen werden (für Paderborn). Im Regelfall sind diese Ressourcen aber nicht besonders informativ. Ins Detail geht dann aber die Prüfungsordnung.

Prüfungsordnung/Studienordnung

Die, zugegebenermaßen manchmal etwas schwierig zu findende, Prüfungsordnung gibt Antwort auf alle formalen Fragen des Studienganges. Das Curriculum ist zwar in der Prüfungsordnung inkludiert, jedoch hier nochmal der Einfachheit halber. Aufbau, Leistungsumfang, Regelstudienzeit, Leistungsnachweise und wie diese zu erbringen sind, sowie Inhalte des Studiums und Studienverlaufsplan, die Prüfungsordnung und das Modulhandbuch sind wahre Informationsfundgruben. Falls du mit den wertvollen Informationen nicht so recht etwas anfangen kannst, wende dich ruhig an die Fachschaft deines Vertrauens.

Prüfungsordnung Bachelor

Besondere Bestimmungen für den Bachelor

Prüfungsordnung Master

Besondere Bestimmungen für den Master

Zentrale Studienberatung:

Für Fragen zu Studiengängen ist die Zentrale Studienberatung generell der richtige Ansprechpartner. Weiterhin werden dort auch weitere Informationsmöglichkeiten bereitgestellt, darunter ein Erwartungscheck für die Selbsteinschätzung, der auf jeden Fall einmal durchgeführt werden sollte. Weiterhin bietet die ZSB eine, nicht nur fachspezifische, persönliche Beratung an, die ihr bei Fragen rund ums Studium sehr unkompliziert kontaktieren könnt.
Außerdem könnt ihr über die ZSB eine Vielzahl von Kennenlernangeboten nutzen, bei denen ihr beispielsweise schon Vorlesungen testweise besuchen, oder Student*innen eures Wunschstudienganges auf ihrem täglichen Weg begleiten könnt. Vorbeischauen lohnt sich also auf jeden Fall.

Deine Fachschaft Chemie

Neben all den „offiziellen“ Informationsangeboten gibt es noch die Fachschaft Chemie, die Vertretung aller Chemiestudent*innen. Wir setzen uns aus Chemiestudent*innen zusammen und engagieren uns für die Verbesserung der Studien- und Studierendensituation. Als Studierendenvertretung fühlen wir uns auch allen angehenden Student*innen und Studieninteressierten gegenüber verantwortlich, daher werden wir auch dir Rede und Antwort stehen, wenn du eine Frage oder ein Problem hast. Gegenüber den „offiziellen“ Stellen haben wir als Student*innen einen direkteren Draht zum Studium und zu den kleinen Fragen des Alltags und können dir daher oft wertvolle Tipps aus „erster Hand“ geben. Also zögere nicht, deine Fragen an die Fachschaft zu stellen, entweder per Mail oder du kommst vorbei und setzt dich mit uns zusammen.